Braunschweig.

Unsere Leserin Monika Türke schreibt zur Bebilderung des Artikels „Der Täter rief: ,Vergesst Aleppo nicht!‘“:

Wie kann es sein, dass am 20. Dezember der Attentäter von Ankara zweispaltig mit Waffe und Gruß-Zeichen des „Islamischen Staates“ in Zeitung und Netz abgebildet wird. Wieso gibt die Ihre Zeitung diesem Mörder diese Plattform? Seriöse Verlage wollen solche Statements in ihren Medien doch nicht mehr abbilden.

Chefredakteur Armin Maus schreibt:

Das Bild des Attentäters haben unsere Berliner Kollegen der Funke-Zentralredaktion ausgewählt, weil es dokumentarischen Charakter hat. Da steht ein Mann vor uns, dem wir alle arglos begegnet wären. Nichts an seiner zivilisiert wirkenden Erscheinung deutet darauf hin, dass er zum politischen Mord bereit sein könnte. Damit stellt sich dieses Foto gegen unser Klischeebild vom Attentäter.

Wir haben uns nach kurzer Diskussion an unserem Newsdesk dieser Auswahl angeschlossen, die auch viele andere seriöse Redaktionen auf der Welt getroffen haben. Man kann darüber geteilter Meinung sein – die Meinung unserer Leserin respektieren wir. Es lag nicht in unserer Absicht, Leser zu verärgern, wie es zu unserem Bedauern geschah.

Ombudsrat Joachim Hempel meint:

Monika Türke mahnt zurecht einen äußerst sorgsamen Umgang mit dem Medium Bild an; der Chefredakteur und die Kollegen am Newsdesk haben in ihrer Entscheidung unterschiedliche Sichtweisen bewertet, um dann zu entscheiden. Bilder haben nie nur eine Deutmöglichkeit, Bildinterpretation war schon immer Übung auch im Schulunterricht. Monika Türke ist zu danken, dass sie die Bildaussage noch einmal infrage stellt. Chefredakteur Armin Maus hat diesen Zwischenruf gewürdigt. Die Redaktion wird wachsam bleiben bei den „Bildbotschaften“.

Ombudsrat Thomas Roth ergänzt:

Der Text beschreibt den Attentäter, das Bild verdeutlicht dies noch einmal: Er trug Anzug, Krawatte, fiel unter den Sicherheitskräften nicht auf, war selbst Polizist. Aus dokumentarischen Gründen halte ich persönlich das Bild für vertretbar – eine Empfehlung für alle Fälle kann es nicht geben. Es sind immer besondere Umstände zu beachten – solch schwierige Entscheidungen müssen journalistisch stets neu getroffen werden. Ein Richtig oder Falsch gibt es dabei oftmals nicht.